Samstag, 9. Februar 2013

Kai-Uwe in Amerika - Teil 3

3. Akt 


Eine unerwartete Begegnung




Inzwischen ist es Februar und ich treibe noch immer in meinem Boot über den Atlantik. 

Wärmer ist es leider nicht geworden. Der Jutebeutel hängt starr vor Dreck schief von meinem Kopf herab und vermag mich kaum noch zu wärmen. Besonders meine Ohren sind schon ganz steif gefroren. Auch meine Kokosnussvorräte gehen langsam aber sicher zu Neige. Glücklicherweise habe ich noch genügend zu Trinken an Bord. Das kleine Fässchen, das ich mir aus Palmenholz gebastelt habe, erweist mir Tag für Tag gute Dienste (um hier mal zu erklären wie ich überhaupt Wasser mit an Bord nehmen konnte).

Ich schippere also gerade gemütlich und vollkommen orientierungslos über den Atlantik, als auf einmal mit einem lauten Knall ein kleines, dickliches Männlein vom Himmel herab in mein Ruderboot fällt.

Erstaunt lasse ich ein Paddel ins Wasser fallen und kann gerade noch verhindern, dass es einem vorbeischwimmenden Walfisch auf den Kopf fällt (daher also der starke Wellengang - zum Glück ist der gleich weitergeschwommen). Ich mustere entgeistert das sich langsam aufrappelnde Männlein.

„Mein Name ist Dieter“, sagt es.

„Na toll“, denke ich mir, sage aber nichts, sondern starre Dieter mit meinem Denkerblick (starke Speichelbildung bei leicht geöffnetem Bund – Herr Rodin möge mir verzeihen-) an.

„Ich komme von oben“, sagt Dieter bedeutungsschwanger.

„Von Gott?“, frage ich. „Erst wirst du über Bord geworfen und dann kommst du direkt vors Jüngste Gericht. Und alles nur wegen etwas Tee“, fluche ich still in mich hinein.

„Nein, nicht von Gott. Aus dem Flugzeug!“, schmunzelt Dieter, „ich dachte eigentlich, ich müsste sterben, als das Flugzeug abstürzte. Aber dann bin ich einfach rausgesprungen, eine Weile gefallen und jetzt sitze ich hier. Ich hoffe mein Besuch kommt nicht zu überraschend.“

„Naja, etwas schon, aber Überraschungsbesuche sind mir die liebsten“, erwidere ich, während sich mein Blick auf die abgepackten Flugzeugsandwiches in Dieters Hosentasche richtet. „Und zu Essen bringst du mir also auch etwas mit“, bemerke ich freudig.

„Na klar“, erwidert Dieter. „Bevor ich aus dem Flugzeug gesprungen bin habe ich mir gedacht, nimm lieber ein paar Sandwiches mit. Was machst du sonst, wenn du in ein Ruderboot hineinplumpst und der Kapitän Hunger hat?“

„Kapitän…“, wiederhole ich geschmeichelt. Vielleicht war Dieter ja doch ganz in Ordnung. Doch dann beginne ich über den ganzen Vorfall nachzudenken und frage Dieter: „Hast du denn in keinem Moment befürchtet einfach ins Meer zu fallen, zu ertrinken und von einem großen Hai gefressen zu werden?“.

„Nein“, antwortet Dieter.

„Aber du wirst ja wohl zugeben müssen, dass die Wahrscheinlichkeit beim Sprung aus einem abstürzenden Flugzeug ums Leben zu kommen höher ist als die Wahrscheinlichkeit in ein Ruderboot zu stürzen und diesen Sprung erstaunlicherweise zu überleben ohne das Boot zu versenken!“ „Jetzt habe ich es ihm aber gegeben“, denke ich mir.

„Aber nein, wieso denn? Habe ich das denn noch gar nicht erwähnt? Ich bin doch Magier!“, ruft Dieter.

„Na toll, ein Spinner“, denke ich im Stillen. „Die Reise wird ja immer lustiger“, zische ich ihn mich hinein, doch anscheinend auch hinaus, denn Dieter fragt leicht verstört:

„Was soll denn das jetzt wieder heißen?“

Ich schüttle nur konsterniert mit dem Kopf.

„Magic Dieter… Wieso immer ich?“

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